A.     Die Leichtigkeit zu beachten erneuert unser Lebensgefühl

 1 Auch die Leichtigkeit gehört zu unserer Bestimmung und ist in uns angelegt

 

Einwand: Von wegen Leichtigkeit in uns - ist das Leben nicht hart und ungerecht, also im Großen und Ganzen schwer? Wie kann es sein, dass wir für die Leichtigkeit bestimmt sind, wenn uns so viele Beschwerlichkeiten vor Augen stehen?

 

 

Natürlich gründen sich diese schweren Eindrücke auf reale Erfahrungen. Aber ist das ganze Bild nicht komplexer?

In manchen Zusammenhängen ist unser Blick so vernebelt, dass wir etwas Wichtiges und Übergeordnetes übersehen. Dafür seien drei Beispiele erwähnt: 

 

  • Nur manchmal haben wir das Gefühl wirklich Zeit zu haben, obwohl es in jedem Moment eine Realität ist.
  • Längst nicht immer sind wir uns sicher, dass wir von den Beziehungen zu anderen Menschen getragen werden. Und doch ist es stets so.
  • Oft bezweifeln wir, ob Menschen guten Willens sind, sich für andere einzusetzen. Und doch ist und bleibt das stärkste Bedürfnis von uns allen zu lieben und geliebt zu werden.

 

Beschwerendes hat die Fensterscheibe, die uns die freie Sicht auf die Leichtigkeit ermöglichen soll, vereist, die nun freizukratzen ist.

 

 

Einwand: Der Gedanke, für die Leichtigkeit bestimmt zu sein, erscheint mir abwegig.

 

Um unsere Bestimmung zu entdecken, sollten wir uns vor Augen führen, wie ein gerade geborenes Kind normalerweise oder idealerweise in Empfang genommen wird. Es ist ein Sieg des Lebens, der Liebe, der Zuversicht und kann auch dementsprechend gewürdigt werden. Es ist einer der besonderen Momente, in dem die Aufmerksamkeit nicht auf dem liegt, was fehlt, sondern das Empfangene völlig ausreicht. Die Beschwerlichkeiten der Geburt liegen hinter den Beteiligten. Es tritt Erleichterung ein und macht sich Leichtigkeit breit.

 

Auch wenn wir es nicht durch Erinnerungen oder Erzählungen untermauern können – dieses Grundgefühl gab es zu Anfang unserer Lebensgeschichte. Zumindest war es so vorgesehen.

 

 

 

 

 2.  Da wir die Leichtigkeit nur mit einer ausgewogenen Wahrnehmung erkennen, sollten wir mehr auf unsere Ressourcen achten.

Einwand: Werde ich nicht oberflächlich oder gar leichtsinnig, wenn ich die Schwierigkeiten nicht ständig im Auge habe?

 

Leider ist unsere Wahrnehmung oft nicht ausgewogen, sondern konzentriert sich eher auf Defizite. Ressourcen, die wir übersehen, können wir auch nicht nutzen, um unsere Ziele zu erreichen. Veranschaulichen wir uns diese Neigung:   

 

Der Unterschied wird so auf den Punkt gebracht: Zwei Menschen schauen durch’s Gitter in die Ferne. Der eine sieht Morast, der andere Sterne.

Eigentlich sind die Sterne im Vorteil: Sie können uns gerade in finsteren Stunden anfunkeln. Doch ihr Licht erreicht uns oft nicht, weil wir so mit dem Morast beschäftigt sind, in dem wir versinken könnten. Wir können entscheiden, worauf wir durch das Gitter unserer Alltagsschwierigkeiten schauen. Gewohnheiten, die begünstigen im Negativem zu versumpfen, lassen sich auch wieder ablegen.

 

Stellen wir uns mit einem anderen Bild einmal vor, in der Kindheit gerade eben das Fahrradfahren gelernt zu haben, so dass wir noch unsicher unterwegs sind. Wir müssen häufig an einer Stelle vorbei, an der auf der Mitte des Weges ein Eisenpfosten steht. Wenn wir uns beim Draufzufahren ganz auf dieses Hindernis fixieren, erhöhen wir damit das Risiko, dagegen zu fahren. Vielmehr sollten wir auf den ausreichend großen Raum links oder rechts neben dem Pfosten schauen.

Unsere Schwierigkeiten erscheinen mitunter nur deshalb so unüberwindlich, weil wir mehr auf die Hindernisse als auf die Freiräume schauen. Dabei übersehen wir längst vorhandene Ressourcen.  

 

Wenn wir uns ständig mit den überschüssigen Pfunden beschäftigen und an ihnen reiben, sorgt dies für noch mehr Kummerspeck. Häufig über Sorgen zu reden, lassen diese umso größer erscheinen. Wir produzieren dann immer noch mehr davon, obwohl kein Mensch sie haben will.

 

Das Problem immer noch ausführlicher zu beschreiben, ist für die Lösung hinderlich. Wer sich leichter fühlen will, sollte sich immer wieder ausmalen, wie das konkret aussieht und woran die neue Leichtigkeit zu erkennen ist.

 

Da wir in unserer Wahrnehmung Schieflage haben, weil wir uns allzu sehr auf das Schwere konzentrieren, finden wir zur Ausgewogenheit, wenn wir uns mehr auf die Leichtigkeit besinnen. Deswegen ist es nicht blauäugig und einseitig, ständig nach den vorhandenen Ressourcen Ausschau zu halten.

 


 

 

 

3. Ein bisschen Leichtigkeit reicht aus, um dem Schweren etwas wirkungsvoll entgegenzusetzen.

Einwand: Und wenn ich in mir kaum Leichtigkeit spüre?

 

Auch wenn das Schwere sich oft gewichtiger anfühlt, sind wir doch zumindest durch unsere Sehnsucht auf die Leichtigkeit ausgerichtet. Und wir können uns dem - wahrscheinlich noch ungewohnten – Gedanken nähern, dass wir von Anfang an für die Leichtigkeit bestimmt sind.
 
Wir kennen das Phänomen, wie von Wenigem eine Wirkung auf das Ganze ausgeht, nicht nur für Negatives. Auch Wertvolles kann sich in Windeseile ausbreiten. Ein kurzer strahlender Blick oder ein winziger Edelstein bewirken ein Glänzen in der ganzen Umgebung. Nur wenige versöhnliche Worte können eine Beziehung erneuern. Ein kleines bisschen Sauerteig durchsäuert im Laufe der Zeit den ganzen Teig.
Oder man stelle sich einen Meeresgrund vor, auf dem Austern liegen. Wenn auch nur in einer einzigen eine Perle ist, ist es dadurch der Meeresgrund mit der Perle. Und wenn wir ihren Wert erkennen, lassen wir uns manches einfallen, sie zu heben.

 

Selbst wenn die Leichtigkeit nur wie ein Glühwürmchen in der Finsternis erscheint, verändert es doch das Gesamtbild und die Wirkung gravierend.

 

Manchmal ist es nur ein Moment, in dem alles so sein darf wie es ist und all das Beschwerende zurückgetreten ist. Mag diese Erfahrung nur wie ein flüchtiger Gedankenblitz erscheinen, geht doch eine Hoffnung davon aus.

 

 

Haben Sie Lust auf eine kleine Wahrnehmungsübung, dann erwägen Sie, welche der beiden Sätze in welchem Maße gerade auf Sie zutrifft:  

 

          Ich fühle mich ganz leicht und erleichtert.

 

          Ich fühle mich sehr beschwert.

 

Auf einer Skala steht eine 10 für die vollkommene Leichtigkeit und 0 für das maximale nur denkbare Beschwertsein. Welche Zahl entspricht Ihrer momentanen Befindlichkeit?

 

Lassen Sie sich nicht davon niederdrücken, dass der Wert nicht so hoch ist, wie Sie es sich wünschen. Eine „10“ als absolute Leichtigkeit wäre vermutlich weder nötig noch erstrebenswert. Wenn Sie mehr als eine „0“ – also kein maximales Beschwertsein -  feststellen können, würdigen Sie, dass Ihnen bereits ein gewisses Potential an Leichtigkeit durchaus zur Verfügung steht.


 

4.   Wir können uns im Alltag auf das besinnen, was uns Leichtigkeit vermittelt.

Einwand: Mit Leichtigkeit leben - muss man sich nicht ununterbrochen der Überwindung von Schwierigkeiten widmen?

 

Vielleicht halten wir es für nicht zulässig, sich mal einfach nur seines Daseins zu erfreuen. Man muss sich doch beweisen und für diese Welt einsetzen, damit sie besser wird. Doch wir übersehen so: Wer aus der Leichtigkeit lebt, hat seinen Mitmenschen besonders viel Wertvolles zu geben. Vieles, was es oft so ungemütlich unter uns macht, ist nicht mehr nötig: Über andere Macht ausüben, um Anerkennung geifern, Konflikte schüren, sich selbst ablehnen und unter Druck setzen…

Und sobald wir mit Leichtigkeit ganz im Hier und Jetzt aufgehen und unsere Möglichkeiten ausprobieren – einen Zustand, der auch Flow genannt wird – sind wir besonders wirkungsvoll unterwegs.

 

Dies wird noch verständlicher, wenn Sie sich mit den Wesenszügen des kleinen Kindes vertraut machen, das uns im WULLUS-Kurs als Vorbild dient.

 

Wenn wir gegen das Beschwerliche an Leib und Seele mit aller Energie ankämpfen, trainieren wir unseren Gegner. Beschäftigen wir uns dagegen mit der Leichtigkeit formt uns das und die Leichtigkeit wird immer handgreiflicher und einflussreicher.

 

 

Einwand: Wie soll es uns bloß im beschwerlichen Alltag möglich sein, sich auf die Leichtigkeit zu besinnen?

 

Genau dafür wollen wir Ihnen in unserem Seminar eine Vielzahl von Anregungen zur Verfügung stellen, unter denen Sie dann das auswählen können, was zu Ihnen und Ihrer Lebenssituationen passt. Daraus entwickeln sich dann neue Gewohnheiten für ein leichteres Lebensgefühl.

 

Einige Beispiele können nur eine Ahnung vermitteln, worauf Sie zukünftig Ihre Aufmerksamkeit lenken, wenn Sie es in unserem Programm eingeübt haben:

 

·         Sie befürchten etwas nicht zu schaffen und können sich vor Augen führen, was Sie alles bereits leicht bewältigt haben.  

 

·         Sie beobachten, was Ihnen zumindest andeutungsweise ein Gefühl von Leichtigkeit vermittelt. Vielleicht nehmen Sie aufmerksam wahr, wie ein Lufthauch Sie beim Gehen oder beim Fahrradfahren umfängt oder verfolgen, wie etwas durch die Luft schwebt.

 

·         Sie verfolgen, wie manche Bewegung Ihnen ohne Schwierigkeiten möglich sind. Um die Leichtigkeit des Seins zu spüren, können Sie sich immer wieder auf den Rhythmus Ihres Atems besinnen. Beim Einatmen hebt sich der Brustkorb und mit ihm der ganze Körper ein wenig, um sich beim Ausatmen wieder zu senken und fallen zu lassen.

 

Dazu finden Sie mehr Eindrücke unter: Leichtigkeit im Alltag